Projektinfos
Offener Projektwettbewerb 2010, engere Wahl
Veranstalter: Hochbauamt der Stadt St. Gallen
Landschaftsarchitekt: Martin Klauser, Rorschach
Die ortsbauliche Setzung der neuen Turnhalle orientiert sich an der ursprünglichen Grundhaltung von Wilhelm Dürler aus dem Jahre 1885. Die Anordnung des neuen Mehrzwecksaales folgt der Symmetrie und dem Strukturgesetz des Schulhauses. Ebenso axial, jedoch unterirdisch und um 90° abgedreht ist die neue Turnhalle platziert. Als Haupteingang zum St.Leonhard-Schulhaus dient weiterhin das mächtige Eingangsportal, die prachtvolle Eingangshalle mit den grossartigen Treppenhäusern und den monumentalen Säulen. Über je einen Nebenzugang von der Kessler- und der Pestalozzistrasse her betreten die Schüler und Quartierbewohner südseitig den Schulhof und gelangen via Stufenanlage oder Rampe auf die erhöhte Plattform ins Schulhaus oder in den Mehrzwecksaal.
Neubau Turnhalle / Mehrzweckraum
Der pavillonartige Neubau löst sich volumetrisch klar ab vom Schulhaus und von der Davidstrasse und kann allseitig umgangen werden. Er liest sich als eigenständige Ergänzung des Vorhandenen. Eine auf 4 Beton-Scheiben ruhende, aus Stahlträgern zusammengesetzte schwebende Dach-Scheibe überspannt den Mehrzwecksaal mit Foyer und überdeckt gleichzeitig die seitlichen angeordneten Pausenbereiche. Durch die Formulierung mit Sitzstufen ist dieser Bereich vielfältig nutzbar, zum Beispiel als Bühne oder kleine Tribüne. Der oberirdische Teil wird zum transparenten Glaspavillon. Während des Tages spiegelt sich die Fassaden und Bäume der Umgebung in den Verglasungen, in der Nacht wird er zum Leuchtkörper. Über einen grosszügigen, gedeckten Vorbereich, erreicht man das offene Foyer. Sportler, Quartierbewohner und Besucher geniessen von hier einerseits die Rundumsicht , andrerseits den unmittelbaren Kontakt auf das Geschehen in der Halle. Unmittelbar beim Foyer befinden sich auch das Office, die Treppe und der Lift. Die Nebenräume verteilen sich auf die zwei unteren Geschosse. Die Garderoben sind über einen hallenseitig offenen Korridor erschlossen, welcher auch als Zuschauergalerie benutzt werden kann. Der kompakte Baukörper und die einfache Gebäudestruktur erlauben eine kostengünstige Bauweise. Das Raumfachwerk aus Stahlträger wird von den vier Ortbetonscheiben getragen, welche die Last über massive Unterzüge und Träger ableiten. Das Dach über der Mehrzweckhalle zeigt sich als filigrane Kassettendecke, der Boden als heller Terrazzobelag. Die Decke der Turnhalle besteht aus je vier Querträger, wovon je zwei zusammen als brückenähnliches Tragwerk ausformuliert sind. Hallenboden, Hallenwände und Hallendecke sind mit Holz verkleidet – ähnlich einer Schatullenauskleidung. Die leichte, feingliedrige Konstruktionsweise kontrastiert mit den massiven Gebäudekörper der unmittelbaren Umgebung. Stahl und Glas findet sein Gegenüber in Backstein, Sandstein und verputztem Mauerwerk.
Schulhaus
Die verlangten räumlichen Anpassungen werden auf sanfte Weise und ohne grosse Eingriffe vorgenommen. Angestrebt wird ein maximales Erhalten der Raumstrukturen, ein Bewahren der Eigenheiten dieses Schulhauses mit differenzierten Nutzungs- und Funktionszuordnungen sowie ein Respektieren der originalen, handwerklich erzeugten Ausstattungsteile. Die Erneuerung des Schulhauses und der Neubau der Turnhalle geben Gelegenheit, auch im Aussenraum die atmosphärischen Qualitäten wieder verstärkt spür- und erlebbar zu machen. Im Rahmen der Neugestaltung der Anlage kann dies erreicht werden durch Korrekturen sowie pflegerische und gestalterische Eingriffe.