Projektinfos
Studienauftrag 2021
Bauherrschaft: Gemeinde Flawil
Bauingenieur: merz kley partner ag, Altenrhein
Landschaftsarchitekt: Martin Klauser, Rorschach
Sanitär/ Retension: Cioce AG Gebäudetechnik, Rorschach
Ortsbauliche Situation
Das Quartier Feld liegt zwischen St. Galler- und Landbergstrasse und wird hauptsächlich über die Lindenstrasse erschlossen. Die Sportanlage Feld ist Bestandteil des Oberstufenzentrums Flawil und bildet den Übergang zur nördlichen Wohnüberbauung. Die Turnhalle schafft einen volumetrischen Dreiklang mit reformierter Kirche und Lindensaal, ergänzt mit weiteren öffentlichen Anlagen für Schulen und Gemeinde. Der Zentrale Parkplatz bildet ein Freiraum in der Mitte.
Die Schulanlage der Oberstufe hat den ursprünglichen Campus-Charakter durch die Aufstockung und die Fassadensanierung weitgehend verloren. Die Schulbauten spannen aber zusammen mit dem Turnhallenkomplex einen gemeinsamen Zugangs- und Pausenplatz mit markantem Baumbestand auf, der östlich in den Aussensport-Anlagen seine Fortsetzung findet. Die gedeckte, grosszügige Vorzone der neuen Sporthalle bestärkt die grosse Aufenthaltsqualität dieses Aussenraums.
Durch das nördlich abgestufte und südlich auskragende Volumen verortet sich das Bauwerk
in der Siedlungsstruktur und vermittelt einerseits zu den Wohnbauten, betont anderseits selbstbewusst die Ausrichtung zum Platz. Zudem kommuniziert die stark geöffnete Fassade der Musikschule gegen Westen mit einer freundlichen Geste, im Gegensatz zur geschlossenen Ostfassade. Diese Überschiebung respektive die Auskragung verleiht dem doch grossvolumigen Bauwerk eine gewisse Leichtigkeit und Eleganz, die durch die filigrane Ausgestaltung der der horizontalen und vertikalen Verkleidungen akzentuiert wird.
Statik, Konstruktion, Materialisierung (Matthias Eisele)
Ein denkbar einfacher statischer und konstruktiver Aufbau, basierend auf dem Hallenträgermodul, ermöglicht eine ökonomische und ökologische Bauweise in Holz.
Über dem Untergeschoss in Massivbauweise, welches als dichte Wanne ins Erdreich eingebunden ist, wird die eigentliche Hallenkonstruktion als vorgefertigte Holzkonstruktion aufgebaut.
Das Dach besteht aus seriell angeordneten schlanken Brettschichtholzträger (20/160 cm) mit einer darüberliegenden, aussteifenden Dachscheibe aus Massivholzplatten, die im Korridorbereich weiterlaufen und eine Mehrhöhe für Haustechnik-Installationen generieren. Die Dachträger überspannen die Hallenbreite und lagern beidseitig auf Holzstützen. Zwischen den Träger respektive den Stützen können weitere technische Komponenten platziert werden (Geräte, Beleuchtung, Akustik, Technik,….)
Die Geschossdecken sind aus effizienten Hohlkastenelementen konstruiert, die einerseits Platz bieten für die Integration von lastabtragenden Brettschichtholzträger bei der Fassade und über den EG-Stützen aber auch Platz bieten für diverse Installationen, Wärmedämmungen und Akustikmassnahmen.
Die Auskragung im 1.OG gelingt kraftschlüssig und effizient durch die Ausbildung der Schottenwände und der Aussenwandscheibe als wandartige Träger aus Massivholz. Das Zusammenbinden dieser Wände mit den Hohlkastendecken ermöglicht eine steife Ableitung der Kräfte via die Stützen im EG ins Untergeschoss.
Die übrigen Fassaden- und Innenwände sind als dämmbare Ständerwände konstruiert, teilweise als aussteifende Erbebenwände, in den Sanitärbereichen als installierbare Leichtbauwände. Diese Konstruktionsweise bleibt auch in den Fassadenaufteilungen ablesbar.
Der Hallenboden wird aus Holzparkett vorgeschlagen, die Hallenwände werden zwischen den Vertikalstützen mit Holztafeln verkleidet und akustisch aktiviert. Im Foyerbereich und im Hallengeschoss kontrastieren Terrazzo- oder Hartbetonböden und lasierte Holzwolle-Deckenverkleidungen je nach Situation die Holzverkleidungen. Zusammen mit den Office-Einbauten wird eine anregende Stimmung erzeugt.
Die Decken der Holkastenelemente in den Obergeschossen werden mit fertigen Oberflächen eingebaut wo notwendig auch akustisch aktiviert. Allenfalls können diese mit zusätzlichen Verkleidungen ergänzt werden.
Die optimale Trennung von Rohbau, Fassade und Haustechnik ermöglicht eine weitgehend kreislauffähige Konstruktionsweise und optimiert die Kosten und den Energieeinsatz über den gesamten Lebenszyklus.
Haustechnik, Energie, Ökologie
Das Energie- und Haustechnikkonzept der Richtprojektes erscheint sinnvoll und wird wie vorgegeben übernommen. Adaptiert auf den vorgeschlagenen Neubau bietet das Projekt gute Voraussetzungen für Innovationen in der Umsetzung in Anlehnung an den „SIA-Effizienzpfad Energie“ und an „Nachhaltiges Bauen Schweiz“ SNBS. (Holzbau mit hoher Flächeneffizienz und Klimarelevanz, Einsparung graue Energie,..)
Der Minergie-P Eco -Standard kann durch das kompakte Volumen, die hochgedämmten Fassaden mit aussenliegendem Sonnenschutz, die optimale Tageslichtnutzung, die extensive Dachbegrünung mit PV- Anlage und durch eine kontrollierte Lüftung erreicht werden. Im Weiteren werden für die Stahlbetonarbeiten im UG nach Möglichkeit Recyclingbeton eingesetzt. Zudem kommen weitgehend gesunde Werkstoffe mit guter Energiebilanz zum Einsatz.
Zusätzliche ökonomische und ökologische Optimierungen, z.B. durch Regenwasserfassung für WC-Spülung, sind in den weiteren Planungsphasen zu optimieren.
Freiraumgestaltung (Martin Klauser)
Das neue Hallenvolumen schafft dreiseitig unterschiedlich geortete Freiräume im Zusammenspiel mit dem verbleibenden Bestand.
Vom Lindensaal und der Lindenstrasse herkommend präsentiert sich gut gegliederte Westfassade als Abschluss eines offenen Freiraumes. Dieser wird durch eine Baumreihe zwischen bestehendem Fussweg und verbleibenden Parkplätzen aufgewertet. Zudem wird dieser mit einem bewachsenen, flachen Sickerbecken mit Resorptionspflanzen und Röhrichtgewächsen bereichert.
Das Dachwasser der Halle wird im Norden auf dem niederen, begrünten Gebäudeteil mit einer Längsrinne aufgefangen und über einen Speier in einen Retentions- und Versickerungsbrunnen abgeleitet. Dieser ist exakt in der Sichtachse des «Lindensaalweges» platziert.
In diesem Brunnen befindet sich ein von oben zugänglicher Auffang für Feststoffe und ein gedrosselter Ablauf in eine Sickerpackung. Wasser, dass nicht direkt versickert, gelangt über einen Überlauf via Speier und Prallstein in ein geometrisches, klar geschnittenes Retentions-, Verdunstungs- und Versickerungsbeet. Das mit Schilf, Rohrglanzgras und Binsen bepflanzte wechselfeuchte Beet bildet vor der Halle einen gestalterischen Akzent in der als sanfte Mulde ausgebildeten Blumenwiese.
Die Seitenwände der «Wanne» von 20 cm Tiefe sind mit trocken versetzten Natursteinen befestigt.
Das Oberflächenwasser der Plätze wird ebenfalls in diese «Wanne» abgeführt und über einen bewachsenen Erdkörper versickert. Neben seiner ästhetischen, gartenkünstlerischen Qualität der Intervention dient die Anlage auch didaktischen Zwecken, im Sinne eines sichtbaren Umgangs mit dem wertvollen Regenwasser.
Gemäss Berechnungen der Plane und der GEP-Ingenieure Flawil sollte gemäss jetzigem Wissensstand eine Versickerung möglich sein.
Zur Schule hin spannt sich ein Freiraum auf, der den Baumbestand grösstmöglich erhalten soll.
Dieser Pausenplatz wird so weiterentwickelt, dass die schwierige Topografie über einen langgezogenen Grünstreifen mit bewegter Bodenmodellierung und einer rosszügigen Rampentreppe aus wiederverwendeten Baumaterialien auf selbstverständliche Art und Weise überwunden werden kann. Diese organische Zone ordnet vielfältig nutzbare Bereiche zu und bietet durch bestehende und ergänzende grosskronige Laubbäume einen Filter zwischen den unterschiedlichen Architektursprachen von Schule und Halle. Hier werden auch der Pausenkiosk und die identitätsstiftende schöne Froschfigur mit erneuertem Brunnenbecken integriert.
Im Osten der Halle finden sich die nun ebenerdig erschlossenen, durch Plattenbeläge gefassten Aussensportanlagen, die verlegte Kugelstossanlage, der Allwetterplatz und die Spielwiese.
Eine filigrane, langgezogene Dachkonstruktion mit darunter filigran konstruiertem Aussengeräteraum mit Toiletten-Anlage und optionalem Ausschankraum. Dieses Dach dient als Schattenspender und als Raumfilter vor der Spielwiese.
Die Feuerwehrzufahrt ist mit einer Breite von 3.50 m und einem Stellplatz von 6 x 11 m über den Vorplatz der Halle gewährleistet.
Die geforderten 150 überdachten Veloabstellplätze werden als Ergänzung entlang dem «Lindensaalweg» platziert.